Ihr erinnert euch? Mein letzter Arztbesuch endete mit der Empfehlung, das Reisen für zwei Wochen zu pausieren. Ich war verärgert. Genervt von meinem Körper, der anscheinend seine eigenen Pläne hatte. Im Rückblick bin ich dankbar für diese Zeit. Es war hart. Es gab Tage, an denen ich das Reisen aufgeben wollte. Ich fühlte mich hilflos. Sträubte mich gegen das Kranksein. Dann kam er, der Moment. Der Punkt, an dem es Klick machte. An dem sich meine Geisteshaltung änderte. Von da an ging es körperlich plötzlich bergauf. Was war passiert?
1) Höre auf deinen Körper, nimm ihn wahr
Das letzte Jahr war sehr ereignisreich – und unglaublich anstrengend. Immer wieder schrie mein Körper nach einer Pause. Ich ignorierte ihn. Erste Mandelentzündung, zweite, Erkältung, Migräne. Es war lästig. Ich wollte doch nur weitermachen. Verstand nicht, dass meine Lebensrealität nicht mit dem übereinstimmte, was ich brauchte. Richtete meine Aufmerksamkeit nach außen. Wollte Erwartungen gerecht werden. Verdrängte Probleme, Stress, Konflikte. Sich gut fühlen war angesagt. Negative Emotionen? Wollte ich nicht haben. Mit jedem Tag, den ich nicht auf meinen Körper hörte, warf ich einen Stein in mein Innerstes. Und irgendwann werden es zu viele. Vorangehen wird unmöglich.
Der Staudamm, den ich innerlich gebaut habe, ist gebrochen. Ich wurde krank. Und blieb es, solange ich nicht anfing, in mich zu hören. Ich nahm die Position eines neugierigen Kindes ein. Das entdeckt, ohne zu werten. Um zu verstehen. Ich bin traurig? In Ordnung. Warum? Ich wollte alles wissen. Schicht um Schicht entpellte ich mich. Die zwei Wochen waren harte Seelenarbeit. Meditierte weiter. Ging tiefer.
2) Respektiere deine Grenzen und setze sie anderen
Ja, eine Weile macht der Körper mit. Akzeptiert Überlastung. Kennst du dieses in dir nagende Gefühl, wenn du wieder mal ja gesagt hast, obwohl du eigentlich nein sagen wolltest? Du bist hundemüde, aber komm schon, die eine Party geht noch. Man ist ja nur einmal jung. Oder so. Das macht der Körper ab und zu mal mit, aber nicht regelmäßig. Würdest du es wollen, dass jemand für dich die Grenze seines eigenen Wohlbefindens übertritt? Nein? Warum nimmst du dich dann nicht genauso ernst? Ja, das waren Fragen, mit denen ich mich in den zwei Wochen auseinandergesetzt habe. Die Antworten sind manchmal unbequem, aber hilfreich.
3) Liebe dich selbst
Die letzte Frage führt fast automatisch zum Thema Selbstliebe. Wie heißt es so schön? Behandele dich selbst wie deinen besten Freund. Sei achtsam und frage dich, ob dir das, was du gerade machst, gut tut. Wenn nicht, lass es sein. Akzeptiere dich, wie du bist. Und das war für mich die größte Herausforderung. Ich lernte, dass mein innerer Kritiker immer noch einen sehr hohen Redeanteil hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass Selbstakzeptanz die Basis für Veränderung ist. Warum? Weil der erste Schritt ist, zu verstehen, wie man tickt. Sich selbst neutral und neugierig in Situationen beobachten und zu hinterfragen, warum man so handelt.
4) Lenke deine Wahrnehmung
Ich stelle eine provokative These in den Raum. Es gibt keine objektive Wahrnehmung. Das, was wir sehen, ist immer in irgendeiner Weise gefiltert. Aber: Diesen Filter können wir beeinflussen. Unsere Aufmerksamkeit funktioniert wie eine Taschenlampe. Du bestimmst, wo sie hinleuchtet. Manche Ereignisse lassen sich im Leben nicht beeinflussen, wohl aber, wie wir sie wahrnehmen. Als ich begriffen habe, daß die lange Zeit des Krankseins auch eine Chance ist, veränderte sich viel in meinem Leben. Ich nutzte die Zeit, um spanische Serien zu sehen und kann inzwischen erste Konversationen auf Spanisch führen.
5) Im Moment leben
Einfach gesagt. Warum überhaupt? Trotz des Meditierens ertappte ich mich dabei, wie mein Geist oft von Gedanken zu Sorge stolperte. Ich nicht „da“ war. Was mir hilft? Mir immer wieder klar zu machen, dass die Vergangenheit passiert ist und kein Gedanke sie ändern wird. Darüber sinnieren? Zwecklos. Über die Zukunft grübeln? Ebenso. Denn die kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Unmöglich, alle Variablen schon vorzudenken. Der einzige Moment, in dem Leben geschieht, ist jetzt. Und wenn wir den Moment mit Gedanken an die Zukunft oder Vergangenheit füllen, verpassen wir es.
Ich habe die zwei Wochen übrigens auch mit binge-Lesen verbracht 😉 Besonders hängen geblieben sind die Gedanken von Eckhart Tolle („the power of now“) und Dale Carnegie („how to stop worrying and start living“).. Und das Lied „Testament“ von Sarah Lesch (danke, Sascha!) sowie dieses unglaubliche Video..
Ihr könnt euch schon auf einen weiteren Erlebnisbericht freuen, denn aktuell reise ich wieder fleißig herum und habe ein Item auf meiner Bucket list abgehakt – couchsurfing! Am 29.1. geht es nach Kolumbien und dann wird sich mein Reisemodus auch etwas verändern, denn ich habe einen Reisebuddy! Aber dazu bald mehr..