Der große Rückblick – Valdivia, Lago Ranco, Puerto Varas

Die Tage in Valdivia vergingen erstaunlich schnell. Das hing vor allem mit Christian und Christobal zusammen, meinen „roomies“. Das schöne Haus am Stadtrand wurde schnell viel mehr als einfach nur ein Schlafplatz. Es wurde mein Zuhause. Wir verquatschten komplette Nächte. Schauten Netflix, bis unsere Augen eckig waren. Philosophierten, aßen zusammen. Freunde veranstalteten ein Barbecue? Wie selbstverständlich nahmen sie mich mit. WG Leben at it’s best. Als sich abzeichnete, dass ich bald weiterziehen würde, herrschte eine bedrückte Stimmung.

Aber erstmal musste ich klären, wie ich meinen Flug ändern kann. Von Punta Arenas ganz im Süden nach Santiago zu fliegen, machte keinen Sinn. Christian rief für mich bei der Airline an. Es schien, dass eine Änderung nur mit Aufpreis möglich ist. Dann kam ihm eine Idee. Er fragte den Servicemitarbeiter, ob ich nicht von Valdivia fliegen könnte. Strike! Kein Aufpreis! Valdivia scheint dein Spot zu sein, fügte Christian grinsend hinzu. Ja, in der Tat war die Zeit in vielerlei Hinsicht eine Besondere.

1) Die Seenregion – Lago Ranco – Riñinahue – einfach wunderschön

Ich lernte in der Zeit auch zwei liebe Chileninnen kennen, Karina und Marga. Die beiden planten einen Wochenentrip ins Landesinnere. Einen Tag vorher trafen wir uns auf einen Kaffee und sie luden mich spontan ein. Au ja, klar wollte ich! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Es sollte mein erster Trip nach der langen Ruhepause werden. Ich saß im klapprigen Überlandbus und grinste von einem Ohr zum anderen. Nach vier Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel, Riñinahue, ein kleiner Ort idyllisch am See gelegen. Kein Internet. Absolute Ruhe. Wir übernachteten bei einer Chilenin in einem wunderschönen Holzhaus. Ein Traum. Ich sog jeden Moment in mich auf. Und es wurde noch besser. Es war geplant, die Gegend mit Rädern zu erkunden. Mein Lieblingsfortbewegungsmittel! Auf unserem Weg lagen Wasserfälle, Berge und Strände. Muss ich mehr sagen?

Nach dem Ausflug bekam ich Hummeln im Hintern. Noch blieben ein paar Tage bis zum Abflug. Reicht für einen weiteren Kurztrip, oder nicht?

2) Puerto Varas – Erholung vom Feinsten

Ich platzte fast vor Energie. Kombiniert mit meiner neuen Gelassenheit die perfekte Basis fürs Reisen. Vollkommen spontan ging ich zwei Tage später zum Busbahnhof, um mir eine Verbindung in den Süden zu suchen. Fünf Minuten später saß ich im Bus. So schnell kann es gehen. Ein bisschen aufgeregt war ich dennoch. Nicht wegen der Busfahrt. Weil ich zum ersten Mal couchsurfen werde. Was das heißt? Alex, ein Familienvater aus Puerto Varas, wird mich auf seiner Couch übernachten lassen. Einfach so. Ohne Gegenleistung. Ich hatte geplant, eine Nacht zu bleiben. Es wurden drei.

Aber von vorn. Er schrieb mir bereits vor meiner Ankunft, dass ich Hunger mitbringen sollte, er wollte kochen. Welch ein Empfang! Es stellte sich heraus, dass ich nicht nur ein richtig leckeres Abendessen bekommen würde, sondern auch ein eigenes Zimmer. Ich wusste gar nicht, wie ich ihm für diese unglaubliche Gastfreundschaft danken sollte. Doch, ich hatte eine Idee. Am nächsten Abend schwang ich den Kochlöffel. Ein Freund von ihm war zu Besuch, den ich gleich mit einlud. Ich saß am Tisch und staunte einfach nur. Darüber, wie viel Glück ich wieder mal hatte. Ich übernachtete in einem tollen Appartement direkt am Wasser mit einem witzigen, umsichtigen Amerikaner als Gastgeber. Die Gegend war unbeschreiblich schön. Eigentlich wollte ich noch weiter gen Süden fahren, aber etwas hielt mich fest. Ich wollte mehr sehen. Fühlte mich wohl an diesem Fleckchen Erde.

Am nächsten Tag stand ich an der Hauptstraße und versuchte herauszufinden, wie ich zu den 50 Kilometer entfernten Wasserfällen kam. Hitchhiking? Warum nicht. Ein Bus? Vielleicht. Nach fünf Minuten kam doch tatsächlich ein Bus, der genau in die Richtung fuhr. Hand raus. Der Bus hielt. Es hat schon was, das es hier nicht so wirklich Haltestellen gibt und dich die Busfahrer einfach überall auflesen. Und die Wasserfälle? Waren die holprige einstündige Fahrt absolut wert. Türkisblaues Wasser, umgeben von Vulkanen. Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Ach, übrigens war ich allein unterwegs. Und habe es genossen. Ich bin selbst erstaunt, welch Selbstsicherheit ich inzwischen gewonnen habe. Einfach mal mitten in die Pampa reisen? Aber klar doch!

3) Auf dem Weg nach Kolumbien – Stop im heimischen Valdivia

Jetzt geht es erstmal zurück nach Valdivia. Christian und Christobal sagten mir, dass ich ab sofort immer ein Zuhause in Valdivia habe. Wow! Da geht es jetzt auch wieder hin, wenn auch nur für eine Nacht. Ich freue mich schon sehr darauf. Danke, ihr lieben Menschen in Chile, ihr macht mich glücklich und sprachlos. Danke.

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