Und jetzt die Weltumradelung? Fast.

Ein kurzer Sprung von Kolumbien nach Österreich. Szenenwechsel. Backpack verstaut. Fahrrad rausgekramt. Einmal alles auf Anfang bitte. Seit zwei Tagen trete ich Stunde um Stunde in die Pedale. Aber Moment mal, wieso jetzt plötzlich eine Radtour? Und überhaupt…

Was in der letzten Zeit geschah..

In den letzten Monaten hatte mich der Alltag in Cali fest im Griff. Unterrichten, kochen, Sport, Freunde treffen. Am Wochenende? Schlaf nachholen. Ich zog mich ein Stück zurück, um meine Bedürfnisse wieder besser zu spüren. Ein kurzes Yoga-Retreat unterstützte mich in diesem Prozess.

Nachdem mein nächster Beziehungsversuch gescheitert war, gönnte ich mir eine Männer-Auszeit. Langsam erkannte ich ein Schema. Bereits zum dritten Mal ein Mann, der lieber unverbindlich blieb. Emotionen nicht äußern konnte. Die Zeit mit mir außergewöhnlich fand, aber keinen Platz in seinem Leben hatte. Ich fasste mir an die eigene Nase. Musste mir eingestehen, dass ich eigentlich noch gar nicht bereit für eine neue Beziehung war. Unbewusst Unverbindlichkeit signalisierte. Und die auch bekam. Gleichzeitig erkannte ich, dass ich mich zu schnell auf Männer einließ. Entgegen dem Bauchgefühl. Es zuließ, wie eine Option behandelt zu werden. Ich lernte: Da ist noch eine große Baustelle. Und die heißt Selbstliebe. Ich war zum dem Zeitpunkt bestenfalls mein eigener Sklave, aber sicher nicht mein bester Freund. Meine eigenen Grenzen waren aus dünnem Papier. Meine Bedürfnisse im Tiefschlaf. Warum ich das alles schreibe? Weil es der Hauptgrund für meinen Rückzug war. Und meinen Wunsch nach einer Radtour beflügelte. Zurück zur Natur – und zu mir.

Radtour – alles wie sonst, nur länger, mit Reisepartner und Zelt

Also doch nicht alles wie sonst. Stimmt wohl. Zweieinhalb Monate soll sie dauern. Durch Österreich, Schweiz und Frankreich. Ein langgehegter Traum. Bisher musste ich nach drei Wochen immer wieder zurück. Der Job rief. Jedes Mal unterdrückte ich den Impuls, einfach weiter zu fahren. Diesmal bin ich frei. Zudem ausgestattet mit Zelt. Für das Plus an Spontanität. Ach so, und mit Reisepartner. Ja genau, männlich. Ich weiß. Wisst ihr, warum? Weil ich allein Zelten dann doch etwas langweilig fand. Es gleichzeitig eine gute Übung für mich ist, das abgrenzen zu üben. Bedürfnisse äußern. Perfekt.

Die ersten Tage – Langsames Reinkommen, kurzer Kälteschock

Am ersten Tag war erstmal Sightseeing angesagt. Ich vertrieb mir die Zeit in Passau, bis mein Reisepartner aus Leipzig kam. Ich ließ mich treiben. Schwups, schon hatte mich ein Mitarbeiter des Naturschutzbundes angesprochen. Ein anderer Mitarbeiter verfolgte unsere angeregte Diskussion. Fünf Minuten später lud er mich zum Eis ein. Es stellte sich heraus, dass er ebenso ein reisender Freigeist war. Um eine spannende Begegnung reicher erkundete ich den Rest von Passau. Einfach traumhaft schön, diese Stadt.

Dann kam der Moment. Am Abend traf ich meinen Reisepartner. Vorher hatten wir telefoniert, das wars. Und? Passt erstmal. Erleichterung. Da es bereits zu spät war, noch groß weiter zu fahren, suchten wir uns einen Platz zum zelten. Alles kein Problem.. Bis zum Morgen. Die Temperaturen waren stark abgefallen und ich fühlte mich wie ein lebender Eisschrank. Autsch. Ein zweiter Schlafsack musste her. Die nächste Nacht ging es ab ins Hotel, da Sonntag war und alle Geschäfte zu hatten. Was folgte? Zwölf Stunden Tiefschlaf. Ein leckeres Frühstück. Auf zur Schlafsacksuche!

Schreibe einen Kommentar

%d Bloggern gefällt das: