Ennstalradweg – Einfach traumhaft, ob Mensch oder Natur

Inzwischen komme ich der Quelle immer näher. Aktuell bin ich in Schladming. Und die Ereignisse überschlagen sich. Jeden Morgen wache ich voller Neugier auf und frage mich, welche Überraschungen der Tag wohl heute bringt. Seitdem ich allein unterwegs bin, verselbstständigt sich meine Reise. Täglich treffe ich Menschen, die meinen Tag ganz besonders machen. Aber seht selbst…

Bauernhof ade – Hallo Café!

Schweren Herzens verabschiede ich mich von Veronika und Roman. Im Gepäck viele neue Erfahrungen und ein großes Carepaket. Was mir noch nicht klar war: Heute würde ich Bergziege spielen. Klar, wer von der Mündung zur Quelle fährt, muss damit rechnen. Eine Berg- und Talbahn in Endlosschleife hatte ich dennoch nicht erwartet. Das ich alle fünf Minuten pausieren würde, weil sich hinter jeder Ecke ein neues Postkartenmotiv verbarg, auch nicht. Vierzig Kilometer später: Lahme Beine. Schneckentempo. Die Sonne knallte runter. Zeit für eine Pause.

Das Café Paletti in Großraming kam wie gerufen. Und die Besitzerin Lisa sowieso. Ihr Mohnkuchen musste direkt dem Himmel entstiegen sein. Jetzt war ich neugierig. Wer steckte hinter dem mit viel Liebe eingerichteten Ort? Wir kamen ins Gespräch. Lisa war ein echtes Energiebündel. Die braucht sie auch in dem anstrengenden Beruf, wie ich später beim Tee auf ihrem Balkon erfuhr. Auf ihrem Balkon? Ja, sie hatte mir kurzum ein Schlafplätzchen angeboten. Einfach so. Die Leute hier in Österreich sind schlicht eine Wucht.

Mal eben hoch auf die Alm..

Am nächsten Tag hatte ich mich an das ständige auf und ab gewöhnt. Nur die Bundesstraße, auf der ich gerade fuhr, ging mir gehörig auf den Geist. Wie praktisch, dass in einer halben Stunde ein Bus ab Großreifling ging. Der Busfahrer begrüßte mich mit typisch österreichischem Humor: „Na, da war wohl der Akku leer?“. Pfff. Und in Admont? Traf ich zwei nette Radfahrerinnen, die mich spontan auf einen Kaffee einluden. Nebenbei verrieten sie mir, das sich eine weltberühmte Bibliothek im Kloster befindet. Das wollte ich sehen. Wie praktisch, dass wir eine halbe Stunde vor Schließzeit dort ankamen. Drei Euro fünfzig statt 11 Euro. Das mache ich doch glatt.

Meine Fahrradmission war für heute noch nicht beendet. Da geht noch was. Zehn Kilometer? Da lag Ardning. Schaffe ich. Eine dreiviertel Stunde später stand ich etwas verloren im Ort. Ein Gasthof wäre jetzt klasse. Ein Auto fuhr gemächlich vorbei. In wenigen Minuten würde ich mit drin sitzen. Aber von vorn. Das Auto stoppte. Das Fenster ging herunter. Drin saß ein freundlich dreinblickender Herr, Albert, und seine Tochter Julia. Noch ehe ich meinen Satz beenden konnte, rief Julia beim Dorfwirt an: „Hm, 80 Euro, ok“. Albert’s Kommentar dazu folgte prompt: „Das ist viel zu viel! Wir haben noch ein Zimmer, du schläfst bei uns! Magst vorher noch mit auf die Alm?“ Mir fehlten die Worte. Auf 2000 Höhenmeter hätte ich es mit meinem Rad nicht mal eben geschafft. Welch Panorama.

.. Und runter in die Sauna

Ja, so geht es weiter. Jeden Tag. Meine nächste Retterin: Die Gastwirtin des wunderschönen Landhotel Kolb in Haus im Ennstal , die schnell für mich die Sauna anheizt, weil ich von einem Regenguss überrascht wurde. Und mich dann an einen Abendbrottisch verfrachtet, bei dessen Anblick mir fast die Augen herausfallen. „Ja, bei uns sind die Zimmer mit Halbpension. Salat nimmst dir vom Buffet, Suppe bringe ich dir, Hauptgang wählst einfach aus der Karte“. Wie, ich darf Zanderfilet essen? „Klar, gern“, antwortet die Gastwirtin schmunzelnd. „Und dann kannst noch ne Nachspeise auswählen!“ fügt sie fröhlich hinzu. Ein Schlaraffenland!

Die Beine wollen Pause – und führen mich ins Cafe Artisan

Am Morgen fühlen sich meine Beine an wie Betonklötzer. Das Wetter? Trägt nicht zur Motivation bei. Regen. Kalt. Nass. Die fünf Kilometer nach Schladming will ich noch fahren. Der Ort soll eine tolle Altstadt haben. Schon nach dem ersten Kilometer habe ich keine Lust mehr. Ich stürze mich auf das erste Café, dass ich entdecke. Wie sich herausstellt, sind deren Besitzer Andrea und Christian selbst begeisterte Radfahrer. Ihr könnt es euch jetzt bereits denken. Als mich Andrea sieht, will sie gleich wissen, was ich heute mache. Ob ich eine Unterkunft habe. Und lädt mich ein.

Bisher habe ich genau drei Mal gezeltet. Zweimal in einer Unterkunft übernachtet. Ansonsten wurde ich immer eingeladen. Wie kann ich wieder etwas zurückgeben? Aktuell, indem ich helfe, wo ich kann. Babysitte, auf dem Hof helfe, koche. Mein Blick auf meine Umwelt hat sich dadurch verändert. Ich möchte aufmerksamer werden für Menschen, die meine Unterstützung brauchen. So viel wie möglich teilen. Noch mehr geben. Danke, liebe Österreicher!

4 Kommentare bei „Ennstalradweg – Einfach traumhaft, ob Mensch oder Natur“

  1. ja- ja, die Gastfreundschaft…….. ?
    durch sie haben einige schon, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt……

  2. jaja, die Gastfreundschaft…. :-)…… durch sie haben einige schon ohne es zu ahnen Engel beherbergt…..

    1. Susanne.Blumenstein sagt: Antworten

      Ich danke dir so sehr für das liebe Kompliment, ich hoffe, wir sehen uns wieder!

  3. Sabine Böhme sagt: Antworten

    Liebe Susanne, ich habe in Kroatien von deinem Blog erfahren. Unglaublich! Alles Gute!

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